Abstinenz für Kunst und Kultur: Wo stehen wir nach über einem Jahr ohne Bühnen, Buchlesungen und Bierzelte? Und wie geht es uns damit? Ein Streifzug durch den kulturellen Lockdown – inklusive Silberstreif am Horizont.

Nicht anders als dramatisch ist die Lage für Künstler*innen, Theater und Konzertveranstalter*innen nach über einem Jahr Corona. Am 22. März 2020 begann der erste Lockdown, schon kurz vorher wurden Kulturveranstaltungen abgesagt. Selbst die Lockerungen im vergangenen Sommer sind für die Kulturschaffenden kaum der Rede wert: Im Prinzip entsprechen die Corona-Regelungen einem Berufsverbot.
„Alarmstufe Rot“ bedeutet das für die Veranstaltungsbranche – und genauso nennt sich auch ein Bündnis der Veranstaltungswirtschaft. Um ein „Aussterben der bedrohten Branchen“ zu verhindern, fordern die Beteiligten einen Rettungsdialog mit der Bundesregierung und eine Förderung in Form von Hilfsgeldern, Kreditprogrammen und Steuererleichterungen. So sollen nicht nur Künstler*innen durch die Krise kommen, sondern auch die dazugehörigen Eventagenturen, Moderator*innen, Catering- und Zeltbaufirmen, Schausteller*innen und Messeveranstalter*innen.
Nach dem ersten Lockdown konnten einige Kulturorte mit stark reduzierten Zuschauerzahlen und Hygienekonzepten wieder öffnen. Auch Livestreams aus Theatern oder Künstlerwohnzimmern haben sich als Alternative etabliert. Die Initiative „United we stream“ sendet Musik und Clubatmosphäre aus dem Berliner Nachtleben. Hamburger*innen konnten mit einem Ticket für die Aktion „#keinerkommt – alle machen mit“ im vergangenen Mai lokale Kulturschaffende unterstützen. In Düsseldorf profitierten die Galerien von der coronabedingten Umwidmung des Etats für Kunst im öffentlichen Raum. So konnte der Kunstpalast zusätzlich Arbeiten von elf Künstler*innen bei zehn Düsseldorfer Galerien erwerben.
Neben den ganz praktischen Antworten auf die Frage, wie Kultur in Corona-Zeiten möglich gemacht werden kann, stellen sich aber auch philosophische Fragen: Welche Bedeutung haben Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft? Ist Kultur nicht auch systemrelevant – für das System Mensch?
Nein – so lautet die Antwort aktuell. Denn Kulturorte waren und sind geschlossen, während der Lebensmitteleinzelhandel immer geöffnet war und die Menschen auch heute noch vielerorts täglich in ihre Büros fahren. Das Leben funktioniert für die meisten auch ohne Kultur, das haben wir festgestellt. Allerdings ist es um einen wichtigen Aspekt ärmer.

Kunst und Kultur gegen die Vereinsamung
Wer Kultur nur mit Unterhaltung und Zerstreuung gleichsetze, schrieb Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda im vergangenen November in der Zeit, zerstöre jene Fundamente, auf die demokratische, offene Gesellschaften gegründet seien. Dass Kulturerlebnisse auch gesundheitliche Vorteile bieten, sagte Monika Grütters im März der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Die Kultur kann uns jetzt aus der Isolation herausholen, sie kann vielen inzwischen vereinsamten Menschen wieder Anregungen liefern, sich mit anderen Themen als mit ihrer verzweifelten Situation im Lockdown auseinanderzusetzen.“
Grütters’ Aufgabe als Kulturstaatssekretärin im Bundeskanzleramt ist die Förderung von Kultur und Medien auf Bundesebene. Seit Sommer 2020 wurden rund eine Milliarde Euro bereitgestellt, um den Kulturbetrieb dauerhaft zu erhalten. Mit einer weiteren Milliarde wurde das Programm „Neustart Kultur“ aufgestockt. Den Schutz von Kunst und Kultur als Grundrecht im Grundgesetz verankern will die Petition „Kultur ins Grundgesetz“. Seit Dezember fordert die Gruppe von Theatermacher*innen, Schauspieler*innen und Musiker*innen unter anderem, langfristige stabile Sicherungsinstrumente für Kunst- und Kulturschaffende zu etablieren – und sucht noch Unterzeichner*innen. „Kunst und Kultur können nur frei sein und ihre gesellschaftliche Aufgabe erfüllen, wenn ihnen die dafür notwendige Achtung und Akzeptanz auf bundespolitischer Ebene entgegengebracht wird“, heißt es auf der Website der Gruppe.
Die Corona-Krise als Inspirationsquelle
Je länger der Lockdown für Kunst und Kultur dauert, desto mehr setzen sich Kulturschaffende mit der Situation wiederum künstlerisch auseinander. Nach einem Jahr ohne Live-Konzerte reiste Hip-Hop-Musiker Galv quer durch Deutschlands Clubs – und machte dabei auch Halt im Hamburger Knust. Die Dokumentation „Wer rettet die Clubs?“ ist in der ARD-Mediathek zu sehen. Fotos aus leeren Berliner Discos veröffentlichte die Fotografin Marie Staggat in ihrem Bildband „Hush – Berliner Clubkultur in Zeiten der Stille“. Bereits im Sommer 2020 stellte das Kunsthaus Bregenz in Österreich die Ausstellung „Unvergessliche Zeit“ zusammen, die eine unmittelbare Reaktion auf Corona war. Die Werke spürten dem prekären Lebensgefühl seit dem Beginn der Corona-Krise mit seinen wechselnden Stimmungen, Ängsten und Zweifeln nach, so das Museum.
Menschen kommen zusammen für Kunst und Kultur, finden Gemeinschaft, schaffen Erinnerungen – und genau das ist in dieser Pandemie nur sehr eingeschränkt möglich. Wie lange das noch so sein wird, lässt sich schwer sagen. Aber einige versuchen sich bereits jetzt an einer Antwort: Das Fusion
Festival an der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern setzt auf ein umfassendes Test- und Hygienekonzept mit einem mobilen Labor, das den Behörden zur Genehmigung vorgelegt wurde. Teilnehmende müssen sich vor und während des Festivals PCR-Tests unterziehen. Die Veranstalter*innen wollen auf diese Weise an zwei Wochenenden im Juni und Juli je 35.000 Gäste begrüßen. Das klingt kühn, aber wenn es gelingt, könnte dieses Konzept Schule machen. Denn wer ließe sich nicht gern ein paarmal testen für so ein richtiges Sommerfestival!

Culture rocks!
Ob Balkonkonzerte, Klinikclowns, Poetry-Slam oder A-cappella-Musik – meravis unterstützt Projekte, Gruppen, Einrichtungen und Künstler*innen, die die Kulturszenen in Hannover, Hamburg und Düsseldorf bereichern. So konnten wir beispielsweise im vergangenen Sommer und Herbst mit unserer Reihe „Quartierkultur“ Mieter*innen und Künster*innen gleichermaßen zum Lächeln bringen.
Und wir hoffen, dass es in diesem Sommer mindestens so vielfältig und fröhlich weitergeht!
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